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©Lazaret|Emmanuel VIRIN

500 Jahre Geschichte

Die Geschichte der Insel La Réunion

 

 

 „Die Ile Bourbon, obgleich allem Anschein nach wild, mit unzugänglichen Bergen und undurchdringlichen Wäldern, bietet auch Orte, die so schön anzusehen sind, wo Wasser und Luft so gut sind, wo eine solche Menge an Wild, Fischen und Meeresschildkröten, wilden Rindern, Ziegen und Schweinen lebt, dass es niemanden gibt, der nicht begeistert wäre, sich dort niederzulassen.“      Marquis de Mondevergue

So konnte sie im Jahr 1666 beschrieben werden – die unbewohnte Insel im Indischen Ozean, die einige Jahre zuvor von Frankreich in Besitz genommen worden war und der man den Namen der königlichen Dynastie gegeben hatte.

Eine späte und sehr gemischte Besiedlung

Sie war arabischen, portugiesischen, holländischen und englischen Seefahrern gut bekannt: Sie alle liefen die Insel an, um Trinkwasser und Vorräte aufzunehmen. Es waren jedoch einige Franzosen mit ihren madagassischen Bediensteten beiderlei Geschlechts, die  begannen, die Insel zu besiedeln. Die ersten Reunionesen waren daher alle madagassischer Herkunft.
Ab 1715 organisierte die Ostindische Kompanie, die bis 1767 offiziell als Verwaltung der Insel agierte, den Anbau von Kaffee, der eine große Anzahl an Arbeitskräften forderte. Damit entwickelte sich eine Sklavenhaltergesellschaft. Kaffeepflanzen bedeckten alle Hänge der Insel bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Auch Gewürznelken und Muskatnuss wurden mit Erfolg eingeführt.Das Museum Villèle, das von dieser Epoche zeugt, wurde auf dem Gut der Familie  Panon-Desbassyns-Villèle eingerichtet. „La Chapelle Pointue“, die Überreste der Zuckerfabrik, die Außenküche und das Herrenhaus können heute noch besichtigt werden.

Aufeinanderfolgende Namensgebungen

Von den Arabern wurde sie Dina Morghabine und von den Franzosen Ile Bourbon genannt. Ihren heutigen Namen nahm die Insel im Jahr 1794 an, in Bezug auf die Vereinigung der Generalstände, der „Réunion des Etats Généraux“. 1803 wurde sie zur Ile Bonaparte, und von neuem zur Ile Bourbon im Jahr 1814 – nach drei Jahren unter englischer Besetzung. 1848 nahm sie wieder ihren endgültigen Namen La Réunion an.

Monokulturen

1815 begann eine wahre industrielle Revolution mit den Anfängen des Zuckerrohranbaus, der sehr schnell die Kaffeeplantagen an den Küstengebieten verdrängte. Die Zuckerindustrie überwand alle Krisen und hält sich bis zur heutigen Zeit als tragender Pfeiler der Agrarwirtschaft. Das Museum Stella Matutina in Saint-Leu erzählt die agro-industriellen Abenteuer von La Réunion.

Im Jahr 1848 wurde die Sklaverei abgeschafft. Für Herren und ehemalige Sklaven war es aber weiterhin sehr schwer miteinander zu arbeiten. Die Insel suchte deshalb nach auswertigen Arbeitskräften. Viele der „verpflichteten“ Arbeiter, die hauptsächlich in Indien rekrutiert wurden, blieben auf La Réunion.

 

Eine duftende Insel

Ein junger Sklave, Edmond Albius, erfand 1841 ein Verfahren, mit dem man Vanilleblüten künstlich bestäuben kann. DieBourbon Vanille  wurde bald als die Weltbeste anerkannt. Der Anbau der Vanille existiert noch heute, entweder auf privaten oder kooperativen Plantagen, die man im Osten der Insel besichtigen kann, oder in einigen Restaurants, die sie sich zur Spezialität gemacht haben.
Das Destillieren von Rosengeranium und Vetyver ergibt ätherische Öle, die zu Recht sehr bekannt sind. Man kann sie in der Höhenlage von Saint-Paul, in Petite France, oder in der Coopérative des Huiles Essentielles in Le Tampon entdecken.
Nachdem die Küste besiedelt war, wurden auch die Hochebenen und die Talkessel im Innern der Insel nach und nach urban.

 

Gegenwart

Als Frankreich ab 1895 Madagaskar kolonisiertegeriet La Réunion ein wenig in Vergessenheit und lebte für ein paar Jahrzehnte im Schatten ihrer großen Nachbarin.
Im Jahr 1946 wurde die Insel schließlich zum französischen Überseedépartement. Und nach und nach profitierte sie von staatlichen Investitionen, die ihr ihr heutiges Gesicht verliehen: das eines modernen entwickelten Landes. Obwohl 10.000 Kilometer sie von Brüssel trennen, ist La Réunion Teil der Europäischen Union.Landwirtschaft und Fischfang, verarbeitende Industrien, Handel, Informations- und Kommunikationstechnologien sowie Tourismus sind heute die hauptsächlichen Wirtschaftsaktivitäten der Insel.

 

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